Löwenzahn
Botanischer Name
Wiesen-Löwenzahn – Taraxacum officinale F. H. Wigg.
Familie
Korbblütler (Asteraceae)
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Allgemeines zur Pflanze
Der Wiesen-Löwenzahn ist keine einzelne Art, sondern ein Komplex aus zahlreichen sogenannten Kleinarten, die botanisch in der Sektion Ruderalia zusammengefasst werden. Allein für Europa sind über hundert Vertreter beschrieben. Ursprünglich stammt die Pflanze aus den gemäßigten Zonen Eurasiens, hat sich jedoch durch menschlichen Einfluss weltweit verbreitet.
Löwenzahn wächst bevorzugt auf Wiesen, Weiden und an Weg- oder Ackerrändern, gedeiht aber auch auf gestörten, nährstoffreichen Flächen wie Schuttplätzen oder Bahndämmen – sogenannten Ruderalstandorten. In Gärten gilt er wegen seiner kräftigen Pfahlwurzel, die nur schwer vollständig zu entfernen ist, oft als „Unkraut“.
Der Name der Gattung Taraxacum leitet sich wahrscheinlich aus dem Griechischen ab: taraxis bedeutet „Entzündung“, akeomai „ich heile“ – ein Hinweis auf seine traditionelle medizinische Verwendung. Das Art-Epitheton officinale weist darauf hin, dass die Pflanze bereits früh als Arzneimittel bekannt war („in der Apotheke gebräuchlich“).
Löwenzahn bildet eine kräftige, bis zu 50 cm lange Pfahlwurzel aus, die als Speicherorgan dient. Die Blätter stehen in einer grundständigen Rosette, sind tief eingeschnitten und erinnern mit ihren gezähnten Rändern an Löwenzähne – was den deutschen Namen erklärt. Aus der Mitte der Rosette entspringen hohle, blattlose Stängel mit einzelnen, leuchtend gelben Blütenköpfen, die ausschließlich aus Zungenblüten bestehen. Die Blütezeit reicht von März bis Mai.
Nach der Blüte entwickeln sich aus den Einzelblüten kleine, strohfarbene Früchte mit einem langen, haarigen Schnabel, der den federleichten Pappus trägt. Durch den Wind werden die Samen weit verbreitet – das bekannte Bild der „Pusteblume“.
Alle Pflanzenteile enthalten einen weißen Milchsaft, der an der Luft bräunlich wird und Kleidung oder Haut verfärben kann.
Verwendete Pflanzenteile (Droge)
Medizinisch genutzt werden sowohl das Kraut als auch die Wurzel – gemeinsam oder getrennt:
Taraxaci herba cum radice (Löwenzahnkraut mit Wurzel)
Taraxaci radix (Löwenzahnwurzel)
Taraxaci herba (Löwenzahnkraut)
Taraxaci folium (Löwenzahnblätter)
Das Pflanzenmaterial stammt meist aus Kulturen in osteuropäischen Ländern.
Inhaltsstoffe
Löwenzahn enthält Sesquiterpenlacton-Bitterstoffe, Triterpenalkohole, Phenolglykoside (Taraxacosid), Flavonoide sowie verschiedene Kohlenhydrate.
Qualität
Im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) sind die Qualitätsanforderungen für folgende Drogen festgelegt:
Löwenzahnkraut mit Wurzel (Taraxaci herba cum radice)
Löwenzahnwurzel (Taraxaci radix)
Medizinische Anwendung
Wissenschaftliche und traditionelle Bewertung:
Das HMPC (Committee on Herbal Medicinal Products) führt Löwenzahnkraut mit Wurzel, Löwenzahnwurzel und Löwenzahnblätter als traditionelle pflanzliche Arzneimittel.
Nach ESCOP kann Löwenzahn eingesetzt werden:
Blätter: zur Förderung der Harnausscheidung, etwa unterstützend bei rheumatischen Beschwerden oder zur Vorbeugung von Nierensteinen
Wurzel: zur Unterstützung der Leber- und Gallenfunktion sowie bei Appetitlosigkeit und leichten Verdauungsbeschwerden
Die Kommission E nennt als Anwendungsgebiete:
bei Störungen des Gallenflusses
zur Anregung der Diurese
bei Appetitmangel und dyspeptischen Beschwerden wie Blähungen oder Völlegefühl
Traditionelle Anwendung:
Löwenzahnkraut mit Wurzel und Löwenzahnwurzel gelten traditionell als Mittel zur Unterstützung der Verdauung, zur Anregung des Appetits und zur Förderung der Harnbildung. Löwenzahnblätter werden traditionell als mildes Durchspülungsmittel bei leichten Harnwegsbeschwerden verwendet.
Zubereitungen und Darreichungsformen
Verwendet werden:
geschnittenes Pflanzenmaterial für Teeaufgüsse
pulverisierte Droge in Dragees oder Tabletten
Trocken- und Flüssigextrakte
alkoholische Auszüge (Tropfen)
Frischpflanzenpresssaft
Dosierung
Für Teeaufgüsse werden 3–5 g der zerkleinerten Droge mit 150 ml kaltem Wasser angesetzt, kurz aufgekocht und nach etwa 10 Minuten abgeseiht.
Die empfohlene Einnahme beträgt drei Tassen täglich (je nach Zubereitung aus Kraut, Wurzel oder Blättern).
Zur Appetitanregung sollte der Tee etwa 30 Minuten vor den Mahlzeiten, bei Verdauungsbeschwerden nach dem Essen getrunken werden.
Die mittlere Tagesdosis liegt bei 10–30 g Droge.
Hinweise zur Anwendung
Bei der Verwendung von Löwenzahnpräparaten zur Durchspülungstherapie ist auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten.
Patienten mit Nierenerkrankungen dürfen Löwenzahn nicht einnehmen.
Bei Fieber, Blut im Urin, Harnverhalt oder Krämpfen beim Wasserlassen ist ärztliche Abklärung erforderlich.
Personen mit Allergien gegen Korbblütler (Asteraceae) sollten auf Löwenzahn verzichten (Kreuzallergie möglich).
Mangels ausreichender Daten wird eine Anwendung in Schwangerschaft, Stillzeit und bei Kindern unter 12 Jahren nicht empfohlen.
Neben- und Wechselwirkungen
Nebenwirkungen: Gelegentlich kann durch die Bitterstoffe eine vermehrte Magensäureproduktion auftreten.
Wechselwirkungen: Keine bekannt.