Mädesüß

Botanischer Name

Echtes Mädesüß – Filipendula ulmaria L.

Familie

Rosengewächse (Rosaceae)


Allgemeines zur Pflanze

Das Echte Mädesüß ist in den gemäßigten Klimazonen der Nordhalbkugel weit verbreitet. Es wächst von Europa über Westasien bis nach Sibirien und in Teile der Mongolei. Typische Standorte sind feuchte, nährstoffreiche Böden – etwa an Bachufern, in Moor- und Auwiesen oder an Gräben und Waldrändern.

Carl von Linné ordnete die Pflanze ursprünglich der Gattung Spiraea zu, weshalb der ältere Name Spiraea ulmaria in der Literatur weiterhin zu finden ist. Aufgrund morphologischer und cytologischer Unterschiede, insbesondere der Fruchtblatt- und Samenzahl, wurde später die eigene Gattung Filipendula etabliert.

Mädesüß ist eine ausdauernde, bis zu 1,5 m hohe Staude mit kräftigem Wuchs. Die wechselständig angeordneten, unpaarig gefiederten Blätter tragen eine große, dreilappige Endfieder; die seitlichen Fiedern sind doppelt gesägt und 2–8 cm lang. Von Juni bis August erscheinen zahlreiche, cremeweiße, stark duftende Blüten in dichten, rispenartigen Blütenständen.

Der Gattungsname Filipendula setzt sich aus den lateinischen Wörtern filum (Faden) und pendulus (hängend) zusammen und bezieht sich auf die knolligen Verdickungen an den feinen Wurzeln der verwandten Art F. vulgaris. Das Art-Epitheton ulmaria weist auf die Ähnlichkeit der Fiederblätter mit den Blättern der Ulme hin. Der deutsche Name „Mädesüß“ wird meist als Hinweis auf den angenehmen, süßlichen Duft gedeutet und möglicherweise auch auf seine frühere Häufigkeit auf Mähwiesen zurückgeführt.

Zerreibt man Blätter oder Blüten, tritt ein zunehmend stechender, „chemischer“ Geruch hervor – verursacht durch Methylsalicylat, den Methylester der Salicylsäure. Diese Verbindung war Ausgangspunkt bedeutender Entdeckungen in der Arzneistoffgeschichte: 1853 isolierte Karl Jacob Löwig erstmals Salicylsäure aus Mädesüßblüten und nannte sie „Spiersäure“ nach dem damaligen Gattungsnamen Spiraea. Später gelang es der Firma Bayer, das Molekül zu modifizieren – 1897 entstand die Acetylsalicylsäure (Aspirin®). Das „A“ steht für die Acetylgruppe, „spir“ verweist auf die Herkunft aus Spiraea.

Verwendete Pflanzenteile

Zur arzneilichen Nutzung dienen die während der Blütezeit gesammelten und getrockneten oberen Stängelabschnitte mit Blüten, Blättern und Stängeln (Filipendulae ulmariae herba). Da die Blüten überwiegen, findet man in älteren Arzneibüchern auch die Bezeichnung Spiraeae flos oder Flores Spiraeae. Wenn ausschließlich Blüten verwendet werden, lautet die aktuelle Bezeichnung Filipendulae ulmariae flos.
Das Pflanzenmaterial im Handel stammt vorwiegend aus Kulturen in Osteuropa.

Inhaltsstoffe

Mädesüßkraut und -blüten enthalten Phenolglykoside (v. a. Glykoside des Salicylsäuremethylesters und des Salicylaldehyds), außerdem Flavonoide und Gerbstoffe.

Qualität

Die Qualitätsstandards für Mädesüßkraut (Filipendulae ulmariae herba) sind im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt; die Anforderungen für Mädesüßblüten (Spiraeae flos) finden sich im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC).

Hinweise zur Anwendung

Personen mit einer bekannten Überempfindlichkeit gegenüber Salicylaten (z. B. Aspirin®) sollten auf die Anwendung von Mädesüßpräparaten verzichten.
Da keine ausreichenden Daten zur Sicherheit in Schwangerschaft, Stillzeit oder bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren vorliegen, wird von der Anwendung in diesen Gruppen abgeraten.

Neben- und Wechselwirkungen

Derzeit sind keine Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen bekannt.