Nachtkerze
Botanischer Name
Gemeine oder Gewöhnliche Nachtkerze – Oenothera biennis L.
Familie
Nachtkerzengewächse (Onagraceae)
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Allgemeines zur Pflanze
Die Gemeine Nachtkerze stammt ursprünglich aus Nordamerika und wurde im 17. Jahrhundert nach Europa eingeführt. Heute ist sie über weite Teile Europas verbreitet – mit Ausnahme der nördlichsten und südlichsten Regionen. Sie wächst bevorzugt an sonnigen, offenen Standorten wie Bahndämmen, Sandflächen, Schuttplätzen, Flussufern oder in Steinbrüchen. Zur Gewinnung des wertvollen Nachtkerzenöls aus ihren Samen wird sie inzwischen sowohl in Nordamerika als auch in Europa kultiviert.
Der botanische Name Oenothera leitet sich aus dem Griechischen ab: oinos bedeutet „Wein“, therion („Tier“) bzw. thera(„wildes Tier“). Der Legende nach sollte der Duft der Wurzel – dem Wein ähnlich – wilde Tiere besänftigen. Das Art-Epitheton biennis verweist auf die zweijährige Lebensweise der Pflanze. Der deutsche Name „Nachtkerze“ bezieht sich auf die großen, hellgelben Blüten, die sich erst in der Abenddämmerung öffnen und kerzenartig leuchten.
Im ersten Jahr bildet die zweijährige Pflanze eine bodennahe Blattrosette, im zweiten Jahr wächst daraus ein aufrechter, bis zu einem Meter hoher Stängel, der sich im oberen Bereich verzweigt. Die lanzettlichen, etwa 10 cm langen Blätter sind gezähnt und wechselständig angeordnet. Die Blüten sind 2,5–3 cm groß, duftend und stehen in lockeren Ähren. Nach der Blüte entwickeln sich längliche, vierkantige, leicht behaarte Kapselfrüchte, die jeweils über 200 kleine, graubraune Samen enthalten. Die Blütezeit erstreckt sich von Juni bis September.
Zur Ölgewinnung wird teilweise auch die Rotkelchige Nachtkerze (Oenothera lamarckiana de Vries) verwendet – eine in Europa verbreitete Hybride mit größeren, 4–6 cm langen Blüten und rötlich gefärbten Kelchblättern.
Verwendete Pflanzenteile (Droge)
Medizinisch genutzt wird das aus den Samen gewonnene fette Öl (Oenotherae oleum raffinatum). Es entsteht durch Warmpressung und anschließende Raffination (Reinigung). Teilweise wird auch kalt extrahiertes Nachtkerzenöl verwendet, bei dem das Lösungsmittel (meist Hexan) nach der Extraktion entfernt wird.
Die Ölproduktion erfolgt in verschiedenen Ländern Europas und Amerikas.
Inhaltsstoffe
Nachtkerzenöl besteht hauptsächlich aus Triglyceriden mit einem hohen Anteil an zweifach ungesättigter Linolsäure (65–80 %) und 8–14 % γ-Linolensäure, einer dreifach ungesättigten Fettsäure.
Qualität
Die Qualitätsanforderungen für raffiniertes Nachtkerzenöl (Oenotherae oleum raffinatum) sind im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Bewertung durch Fachgremien:
Das HMPC (Committee on Herbal Medicinal Products) stuft Nachtkerzenöl als traditionelles pflanzliches Arzneimittel ein.
Eine ESCOP- oder Kommission-E-Monographie liegt bislang nicht vor.
Klinisch belegte Anwendung:
Nachtkerzenöl wird zur unterstützenden Behandlung des atopischen Ekzems (Neurodermitis) eingesetzt, insbesondere zur Linderung von Juckreiz und trockener Haut.
Traditionelle Anwendung:
Basierend auf langjähriger Erfahrung kann Nachtkerzenöl innerlich angewendet werden, um Beschwerden trockener oder juckender Haut zu lindern.
Zubereitungen und Dosierung
Zubereitung: Nachtkerzenöl wird überwiegend in Weichkapseln angeboten.
Dosierung: 2–3-mal täglich 2 g Öl einnehmen (entspricht 4–6 g pro Tag). Das Öl kann auch direkt eingenommen oder Speisen zugesetzt werden.
Ein Teeaufguss ist für diese Droge nicht relevant.
Hinweise zur Anwendung
Bei Personen mit Epilepsie oder einer entsprechenden Veranlagung (z. B. im Rahmen einer Schizophrenie) kann die Einnahme in Einzelfällen Anfälle auslösen; solche Patienten sollten nur unter ärztlicher Aufsicht behandelt werden.
Während der Schwangerschaft sollte Nachtkerzenöl nur nach sorgfältiger ärztlicher Abwägung angewendet werden.
Für Kinder unter 12 Jahren liegen keine ausreichenden Daten zur Unbedenklichkeit vor, daher wird eine Anwendung in dieser Altersgruppe nicht empfohlen.
Neben- und Wechselwirkungen
Mögliche Nebenwirkungen: Übelkeit, Verdauungsstörungen, Kopfschmerzen und gelegentlich Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut.
Wechselwirkungen: Keine bekannt.